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Wer oder was füllt dein Lebensbuch?

 

Plötzlich ist alles nicht mehr wie es war! Ein Kapitel deines Lebensbuches nimmt sein Ende und ein neues ist aufgeschlagen. Du fühlst dich frei und doch weißt du noch nicht mal den Titel des neuen Abschnittes. Noch ist jede Seite leer, die vor dir liegt, Nun ist es spannend, womit sich die neuen Seiten füllen werden und ein wenig ängstigt dich der Zustand der Leere, der sich in dir gerade sehr deutlich zeigt.

Diese Leere hat schon seit etwas längerer Zeit angefangen, in dir zu gären und dich überhaupt erst in deinen jetzigen Istzustand geführt. Es hat sich ganz automatisch verselbstständigt und dich an diesen Punkt geführt, eine Entscheidung zu treffen, die nun, da sie gefallen ist, dein ganzes Leben auf den Kopf stellt. Zumindest sagt dir das dein Kopf oder wer auch immer da in dir wirkt und dich scheinbar immer gerne beraten möchte.

Also, nun heißt es ein neues Kapitel deines Lebens anzugehen, einen neuen Weg einzuschlagen oder auch sich um zu orientieren …

 

Da sind dann Gedanken da, wie z.B. : was möchte ich nun tun mit meiner neuen Freiheit, ob die nun aus einer gelösten Beziehung oder einem beendetem Beschäftigungsverhältnis resultiert … Fakt ist, dass nun eine Lücke da, die nun gefüllt werden kann ( nicht zwangsläufig muss das sein, es liegt jedoch wahrscheinlich in der Natur des Menschen, Aufgaben zu erfüllen, um sich wichtig zu fühlen ).

Wenn ich bis jetzt in der Du-Form geschrieben habe, so war es nicht bewusst meine Absicht dich, der du das gerade liest, persönlich in diese Geschichte , die aus meinen Gedanken gerade entsteht, mit hineinzuziehen. Es passierte aus einem mir nicht wirklich ersichtlichen Grund … wie so vieles am Leben keinen solchen wirklich zu erkennenden Grund hat.

 

Vielleicht (das ist aber nur eine Vermutung meines Gedanken-Apperates) möchte ich, oder was auch immer dieses Ich ist, einfach nur etwas von mir und meiner Persönlichkeit ablenken. Denn irgendwie weiß ich, dass es keinen Unterschied macht, ob ich über mich oder über dich schreibe oder ob ich mich oder dich mit diesen Worten anspreche. Es trifft auf jeden Fall immer den, den es trifft.

 

Doch nun zurück zur Leere und dem weißen Blatt Papier, was da nun vor dir liegt … du sitzt gespannt davor und hast das Gefühl, dir nun einen Stift nehmen zu müssen, um es neu zu gestalten.

Doch recht schnell bemerkst du, dass nichts geht … du kannst deine Hand nicht bewegen, sie bleibt still und der Stift in ihr ebenso. Da sind Gedanken, die kommen … doch genauso schnell sind sie wieder weg. Bevor du einen Gedanken zu Papier gebracht hast, hat er sich auch schon wieder aufgelöst und du kannst ihn nicht mehr fassen. Ah, da kommt wieder einer, der muss es jetzt sein! Schwupps ist er wieder weg! Das geht nun eine ganze Weile und du fängst an, ungeduldig zu sein, mit dir zu hadern und im schlimmsten Fall dich für diesen Missstand verantwortlich zu fühlen.

Das Blatt ist immer noch genau so leer, wie am Anfang, als du dir vorgenommen hast, es mit Neuem zu füllen.

 

Du legst den Stift beiseite und es passiert folgendes …

nach einiger Zeit erkennst du, wie auf dem weißen Blatt Papier einige, kaum zu sehende Schattierungen beginnen, sich auszuweiten. Da entstehen gerade immer wieder neue und nun auch farbliche Linien, Kreise und jede Menge andere Formen … manche zeigen sich nur kurz, andere entwickeln sich zu einer sich immer mehr ausweitenden Verbundenheit.

Du lehnst dich zurück und beobachtest diese Treiben aus der Distanz, bist aber doch ein Teil dieses Wunderwerkes, weil es durch dich, dein Bewusstsein, erst entstehen kann. Ohne dich würde dieses Blatt leer bleiben, es würde weiß und rein sein … aber nur durch dich, füllt es sich mit Bewegung,Farben und Strukturen, dem LEBEN.

 

Du erkennst plötzlich, dass nicht du es bist, der das Blatt füllen muss, sondern dass das Blatt sich durch dich, deine Bewusstsein, füllt.

Solange du den Stift für das, was du bist und was handelt hältst, solange wirst du immer wieder mit dir hadern und dich für deine Misserfolge verantwortlich machen.

Wenn du jedoch erkennst, dass da kein Stift ist, der dem Leben einen Sinn gibt, sondern dass das Leben einzig von deinem Bewusstsein erschaffen wird, dann kannst du dich entspannt zurücklehnen und das Blatt des Lebens aus einer gänzlich neuen Perspektive sehen.

Du siehst auf einmal die vielen kleinen und großen Wunderwerke der Schöpfung, die aus dir entspringen und sich ausweiten in all ihren Formen und Farben. Natürlich wirst du deine Lieblings-Farben und Formen bevorzugen und sie würdigen und segnen. Aber natürlich gibt es auch die dunklen und schattigen Lebensbilder, die sich immer wieder auf das weiße Blatt zeichnen. Das alles ist Teil deines Bewusstseins und zeigt sich im Laufe des Mal-Prozesses.

Alles zeigt sich zu seiner Zeit, wenn es reif ist, auf dem Blatt zu erscheinen... ganz ohne Stift!

Der Stift ist ein Gedankenkonstrukt deines Verstandes, er fühlt sich als der Maler, der Künstler. der Macher, der Denker, usw. …

doch ist er es wirklich, der die „Macht“ über das Leben hat?

Ist er es, der bestimmt, wo der Weg hinführt?

Ist er es, der dich in den Frieden führt?

Ist er es, der letztendlich dein Bestes will?

Ich habe es überprüft, immer wieder, und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass er diese Macht nicht über mich hat!

Er ist ein Werkzeug, mehr nicht!

Was sich auf meinem Blatt ausdrückt, ist mehr als sich mein Verstand vorstellen kann. Es ist reines Bewusstsein, welches sich manifestiert aus der Leere hinaus, hinein in die Fülle der unendlichen Möglichkeiten ...

 

Seit ich meinen Stift dort liegen sehe, füllt sich mein Blatt ganz von alleine, mit einem Lächeln im Herzen und dem Vertrauen, dass alles ganz genau so vollkommen ist, wie es ist.

Da ist zwar immer noch der Antrieb, das Lebensbuch zu füllen, aber es nimmt nicht mehr den großen Raum ein wie zuvor.

 

Auch diese Zeilen schreibe ich aus einem Antrieb heraus, sonst könntest du sie jetzt nicht lesen.

Nur weiß ich, dass nicht ich es bin, der sie schreibt … sie entstehen aus meinem Bewusstsein und mein Stift ist nur das Werkzeug, der das sichtbar macht, was sich zeigen will!

 

Cäcilia Wentker

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